Skulpturen der Poesie. Menschenbilder von Dr. Wilfried Koch
  ZEITBALANCE NARR MIT SONNENUHR UND BUCH

1993 × 130 cm × Gewicht 220 kg

 

   

Benvenuto Cellini stellte im 16. Jahrhundert das Postulat auf, eine freistehende Figur müsse allansichtig sein, d.h. ihre Komposition solle so beschaffen sein, dass sie von allen Seiten her optisches Gleichgewicht behält. Mit dieser neuen Sicht löste sich die Skulptur der Renaissance von der mittelalterlichen Übung, z. B. bei den Gewändeplastiken in den Portalen der Kirchen, nur eine Schauseite zu zeigen und die übrigen Ansichten, vor allem die Rückseite, kompositorisch zu vernachlässigen. Der Forderung des Cellini wurde bei der Zeitbalance in exemplarischer Weise Rechnung getragen.

Der fröhliche Narr, der eine Sonnenuhr auf einem Fuß balanciert und sich mit seiner linken Hand auf einem klugen Buch abstützt, soll Gedanken an die Vergänglichkeit der Zeit und an den närrischen oder weisen Umgang mit ihr provozieren.

Bei der Weltbalance genannten Variante des Themas tritt ein Globus an die Stelle der Sonnenuhr.

Beide Fassungen mögen daran erinnern, dass auch der Narr weise sein kann. Nur der Weise und der Narr tragen leicht an der Last der Zeit und der Welt.