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Adam trauert um
Lilith und erträgt die Einsamkeit nicht länger. Da hat Gott Erbarmen und
macht aus einer seiner Rippen ein Weib (Genesis 2,21 und 22), das er Eva
nennt. Eva bedeutet Leben, und ihr Auftrag ist es, dem Manne untertan zu
sein und Mutter alles Lebenden zu werden.
Lilith jedoch, am
Rande der Welt, das ist der Bereich zwischen Nacht und Tag, zwischen Traum
und Wirklichkeit, kehrt in den Nächten zu Adam zurück und „raubt ihm seinen
Samen“.
Um Lilith ranken
sich im Lauf der Jahrhunderte/Jahrtausende viele Schreckgeschichten.
Vielleicht sieht Isaias im 34. Kapitel Lilith als Nachtgespenst beim
Untergang von Edom. Lilith wird die langhaarige Verführerin, und sie gebiert
Hunderte von bösen Dämonen. Diese Umdeutungen der ursprünglichen
Lilith-Geschichte sind zu verstehen. Der Samenraub, während Adam schlafend
neben Eva liegt, macht ihn zeugungsunfähig oder -unwillig. Daraus entsteht
die Geschichte vom Raub der Neugeborenen.
In Bildern und
Vorstellungen wie diesen drückt sich die gesellschaftliche Angst vor Lilith
aus, vor der Bedrohung der Ehe, vor Kinderlosigkeit, vor Treulosigkeit. Und
es drückt sich die Angst der Frauen vor der anderen Frau aus, die ihnen den
Mann nimmt. |
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Die Geschichte von
Lilith, Adam und Eva hat bis heute nichts von ihrer symbolstarken Aktualität
verloren. In ihr dokumentiert sich die Zerrissenheit des Mannes, zerrissen
zwischen der Frau, die er liebt, für die er sorgt, die ihm Kinder gebiert,
für die er ein Haus baut, und der uralten Sehnsucht nach paradiesischer
Liebe, nach Lilith. Diese Sehnsucht nach Lilith stellt seine Liebe zu Eva,
seiner Frau, nicht in Frage. Evas Wesensmerkmal ist ihre Zugehörigkeit zu
ihrem Mann. Sie kennt keine vergleichbare Sehnsucht nach paradiesischer
Liebe. Sie wird immer Adam, ihren Mann, begehren und ihm ergeben sein
(Genesis 3,16). Sie hat die Verantwortung für die Kinder, für die Familie,
für das Leben.
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