Skulpturen der christlichen Ikonographie. Menschenbilder von Dr. Wilfried Koch
 

LIEBESPAARE
LILITH - EVA - ADAM

Eine symbolhafte Skulpturengruppe zu den spannungsvollen Beziehungen der Geschlechter

2 EVA

2001 × 107 cm × Gewicht 248 kg

 

   

Wenn man der Deutung vorwiegend hebräischer Autoren folgt, erschuf Gott dem Adam zwei Frauen. Die erste wird mit Adam g l e i c h z e i t i g und aus ein und demselben Erdenkloß erschaffen und bleibt in der Bibel namenlos:
„Lasset uns Menschen machen“. „Und Gott schuf den Menschen ihm zum Bilde, zum Bilde Gottes schuf er ihn, und schuf sie einen Mann und ein Weib“ (Genesis = 1. Buch Moses 1,26 und 27).

In nichtbiblischen Quellen, vor allem im Talmud, wird diese Frau „Lilith“ genannt und von vielen Legenden umgeben.

In einem zweiten biblischen Schöpfungsbericht (Genesis 2,18-23) will Gott dem bereits allein existierenden Adam eine Gehilfin geben. Verblüffenderweise erschafft er zu diesem Zweck das Tierreich. Adam gibt den Tieren zwar Namen, aber unter ihnen „ward für den Menschen keine Gehilfin gefunden“ (Genesis 2,20). Diese erstaunliche Variante der Adam- und Eva-Geschichte ist weithin unbekannt. Sie wird im Religionsunterricht nicht gelehrt und auf der Kanzel nicht erwähnt.

Nun folgt die bekannte Erzählung, in der Gott den Adam in einen Tiefschlaf fallen läßt und ihm eine Rippe entnimmt. Die formt er „zu einem Weibe aus und führt es ihm zu“. Adam erkennt, daß die Frau Bein von seinem Bein und Fleisch von seinem Fleisch ist. Und er nennt sie zunächst „Männin“, weil sie – im Unterschied zum ersten Schöpfungsbericht – nicht mit ihm zusammen (aus einem Erdenkloß) geschaffen wurde, sondern „vom Manne genommen“ ist (Genesis 2,21 und 22). In der Bibel wird sie zunächst nur „Weib“ genannt.

Erst nach dem Sündenfall gibt Adam seiner Gehilfin den Namen Eva, „darum sie Mutter ist aller Lebenden“ (Genesis 3,20). Sie wird Mutter von Kain, Abel und Seth und weiterer, namentlich ungenannter Söhne und Töchter (Genesis 5,4).

In beiden Rollen: als Mutter und als verführte Verführerin ist Eva populär geworden. Und so erscheint sie auch in der Skulptur zum einen als liebende, gebende, bewahrende, in sich ruhende mütterliche Frau. Andererseits gibt sie – bei aller formalen Abstraktion – durch betonte Leiblichkeit und reichen Schmuck das Selbstbewußtsein ihrer erotischen Ausstrahlung zu erkennen.

Die Vorstellung, Adam und Eva als Verursacher der Erbsünde anzusehen, die erst durch die Taufe getilgt werden könne, ist zwar noch verbreitet, wird aber in der wissenschaftlichen Theologie nicht mehr ernsthaft verfolgt.